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Think sexpositive - Vier Dimensionen von Berührung
7. Mai 2020
Wie berühren Sie? Wie wollen Sie berührt werden?
Wie berühren Sie? Wie wollen Sie berührt werden?

Dieser Blogbeitrag setzt unsere Serie zum Thema Sexpositivität fort. In der sexpositiven Bewegung werde consensuales Verhalten und im consent erstellte Regeln als fundamental erachtet. Aufmerksamkeit, Selbstkenntnis und Reflexion über das eigene Handeln sind dafür Voraussetzungen.

Bedürfnisse und Grenzen kennen

Um eine erfüllte Sexualität zu erleben, ist es wichtig, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen kennen. Wie und wo möchten Sie angefasst werden? Was wünschen Sie sich von der anderen Person?

Ihren Berührungswünschen auf der Spur

Nehmen Sie doch mal ein Blatt Papier. Teilen Sie das Papier in drei Spalten auf. Eine Spalte trägt die Überschrift „Meine Wünsche“. Die zweite Spalte trägt die Überschrift „Ich weiß nicht genau, ob ich das möchte/vielleicht“ und die letzte Spalte trägt die Überschrift „No Gos“. Schreiben Sie in jede Spalte etwas zur passenden Überschrift.

Erweitern Sie Ihren Berührungshorizont - vier Dimensionen von Berührung
  • Gestalten: Ich berühre dich, so wie ich es will. 
  • Dienen: Ich berühre dich, so wie du es willst.
  • Empfangen: Ich werde so berührt, wie ich es will. 
  • Erlauben: Ich erlaube dir, mich so zu berühren, wie du es möchtest. 

Die vier Dimensionen erweitern die Idee von Berührung. Wir sind es gewohnt, in zwei Richtungen zu denken. Aktiv: ich gebe und passiv: ich empfange. Machen Sie kurz ein Gedankenexperiment: Was ist, wenn Sie als Empfangende/r auch geben? Nämlich die Erlaubnis, dass und wie Sie berührt werden dürfen. Erzeugt dies einen Unterschied ? Erstaunt Sie der Gedanke? Man ist als Empfangende/r nicht passiv und muss nehmen, was man bekommt.  Nein, der/die Gebende ist auf Ihre aktive Erlaubnis  angewiesen. Sie können bewusst den Rahmen setzen, wie Sie berührt werden wollen. 

Gestalten: Ich berühre dich, so wie ich es will.

Ich berühre dich, so wie ich es will. Im ersten Moment klingt diese Satz einfach. Aber in Gesprächen hat sich gezeigt, dass dies vielen Menschen schwer fällt. Sehr oft haben die Menschen die Erfahrung gemacht, dass sie nur geliebt, geachtet, gemocht, geschätzt, wenn sie geben, vorbehaltlos. Es gilt als egoistisch zu tun,  was einem selbst Spaß macht. Probieren Sie es aus: Spüren Sie nach, wie Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin berühren möchten Es geht um Sie, wonach steht Ihnen der Sinn? Eine Massage mit Öl, nur die Füße, oder die Haare, mit welchem Druck oder welcher Intensität? Beginnen Sie und spüren Sie nach, ist es genau das, was Sie machen wollen? Achten Sie darauf, wenn Sie wieder in die Dimension des Gebens hineingleiten. Also wenn die Gedanken darum zu kreisen beginnen, ob es dem Partner gefällt? Dann erinnern Sie sich, dass es in dieser Berührungsdimension um Ihr Wohlgefallen, um Sie geht. 

Dienen: Ich berühre dich, so wie du es willst.

Sie fragen Ihre/n Partner/in, wie er/sie berührt werden möchte und stellen Ihre Vorlieben zur Seite. Schon weniger geübt sind wir in der Frage, ob Sie selbst gerade im Moment bereit sind das Gewünschte zu geben. Fragen Sie sich : ist es jetzt im Moment gerade das . was ich geben will /kann? Wenn Sie aus reinem Herzen ja sagen können, dann tun Sie es. Ihre Berührungen sind das Geschenk an den/die PartnerIn. Sie geben zum Wohlbefinden des Anderen. 

Empfangen : Ich werde so berührt , wie ich es will.

Setzen Sie sich an die erste Stelle. Spüren Sie nach, was Sie möchten. Denken Sie nicht an Ihren Partner/ihre Partnerin, was ihm/ihr gefallen würde. Denken Sie nur daran, was Sie gerade möchten. Empfangen Sie aus vollem Herzen. Es ist Ihnen erlaubt, das zu empfangen, was Ihnen gut tut. In unserem Alltag ist dies ja nahezu verpönt. Besonders Frauen sind hier wenig mutig, da es nicht den eingängigen Rollenbildern entspricht. Empfangen setzt voraus, dass Sie wissen, was Sie wollen. Dies ist für viele Menschen oft schwierig zu sagen. Gehören Sie auch dazu?  Gerade in der Sexualität verbietet man sich ja oft Wünsche. Vielleicht, weil man befürchtet, dass sie nicht den gängigen moralisch Vorstellungen entsprechen.sind. Oder weil man ahnt, dass der Partner/die Partnerin, sie nicht goutieren würde. 

Erlauben: Ich erlaube dir, mich so zu berühren, wie du es willst.

Erlauben ist eine Form des Gebens. Es ist Ihr Geschenk an den anderen, Sie berühren zu dürfen, wie er/sie es möchte. In dieser Rolle legen Sie zwar beiseite, was Sie gerade wollen, aber Sie tragen weiterhin Verantwortung für Ihre Grenzen.  Nehmen Sie sich Zeit zu spüren, was für Sie gerade stimmig ist. Geben Sie diese Erlaubnis gerne, oder folgen Sie äußeren Zwängen. Sie möchten gefallen?  Sie  möchten keine Diskussion? Sie möchten Ihre/n Partner/in nicht beleidigen? Wenn Ihre Zustimmung zögerlich kommt, dann können Sie sich fragen:
Brauche ich mehr Informationen, um aus ganzem Herzen Ja sagen zu können?
Wäre es ein Ja, wenn Sie für sich selbst noch genauer definieren würden, was Sie geben wollen?
Für viele Menschen ist dieser Teil der Übung sehr ungewohnt, denn im alltäglichen Umgang hat der/die Empfangende zumeist zu nehmen, was er /sie bekommt.

Selbsterkenntnis - Tun verändert unser Denken

Jede dieser vier Dimension gibt Einblick über uns selbst. Am besten Sie probieren es einmal aus. Erfahrungen sind die besten Lehrmeister.
Vereinbaren Sie in den nächsten Tagen eine Zeit mit ihrem Partner/ihrer Partnerin,  in der Sie diese Übung durchführen. Beobachten Sie sich in den vier unterschiedlichen  Rollen. In welcher fühlen Sie sich am wohlsten? Als Gebende/r, Empfangende/r, Gestaltende/r oder Dienende/r?  Welche Rolle ist die vertrauteste? Wann fühlen Sie sich unsicher und warum?
Nehmen Sie in nächster Zeit nochmals jene Rolle ein, die Ihnen am meisten fremd war. Vielleicht liegt hier Ihr Entwicklungspotential? Warum ist gerade diese  Rolle befremdlich? Warum gerade eine andere, besonders nahe und vertraut? 

Kommunikation in sexuellen Begenungen - Consent herstellen

Im nächsten Blogbeitrag werden wir uns mit dem Thema Kommunikation beschäftigen. Eine gute Kommunikation zwischen zwei Menschen und hier im Besonderen in deren Sexualität entsteht dann, wenn Sie Ihre Bedürfnisse artikulieren  und einen einvernehmliches Verständnis darüber herstellen, wie Sie einander begegnen. Ihr consensuales Verhalten schafft die größtmögliche Freiheit und gibt Sicherheit zu erleben, was Ihnen Lust bereitet.